Wie ich online Sazunterricht gebe

Anfang Dezember habe ich einen neuen Sazkurs begonnen. Du fragst dich vielleicht, was Saz ist? Das ist ein orientalisches Saiteninstrument. Ich spiele es seit ca. 17 Jahren und unterrichte hin und wieder Gruppen. 

 

Kaum haben wir mit dem Unterricht begonnen - es lief ungefähr einen Monat - kam der Lockdown und dann hieß es: "Musikalischer Unterricht in Präsenz ist untersagt."

 

Das war zunächst schade, denn die Schüler und ich hatten uns gefreut, dass es losgehen kann und auch Ziele für die nächsten Wochen und Monate gesetzt. 

 

Ich habe abgewartet, in der Hoffnung, dass es demnächst wieder los gehen kann. Aber daraus wurde erstmal nichts. Die Situation war nun so, dass wir entweder abwarten, wer weiß, wie lange, oder ich mir eine andere Option überlege, wie wir den Unterricht fortsetzen können.

 

Denn die Schüler waren motiviert und es wäre schade, wenn es für längere Zeit nicht möglich wäre, Unterricht zu machen. 

 

Du kannst es dir denken. Die einzige Alternative war Online-Unterricht, also über Videokonferenzen.

 

Ich habe diese Idee meiner Kursgruppe vorgestellt. Einige waren begeistert, ein anderer war weniger davon überzeugt, dass es klappen könnte. Er konnte sich es nur schwer vorstellen. 

 

Ehrlich gesagt, für mich war es auch Neuland. Schließlich waren wir uns einig, dass wir es zumindest ausprobieren sollten und dann würden wir sehen, ob wir damit zufrieden sind. 

 

Ich musste umdenken, den Unterricht anders strukturieren. Ich musste berücksichtigen, dass die Schüler ihr Instrument z.B. selbst noch nicht gut stimmen können. Also habe ich ihnen angeboten, dass sie vor Unterrichtsbeginn einzeln vorbeikommen können, um ihr Instrument stimmen zu lassen. 

 

Das Zweite war, dass meine Flipchart, auf der ich Noten und Lieder anschreibe, über die Laptopkamera spiegelverkehrt dargestellt wurde.

 

Später wurde die Flipchart überflüssig, weil ich online die Möglichkeit habe meinen Bildschirm mit meinen Schülern  zu teilen. Das ist sehr praktisch. So kann ich beispielsweise ein Notenbild mit ihnen teilen. Das hat mir meine Flipchart für den Onlineunterricht tatsächlich gut ersetzt. 

 

Jetzt habe ich einen Vergleich zwischen Vor-Ort- und Onlineunterricht und kann sehen, was die Unterschiede sind und ob sie eine Rolle spielen. 

 

Insgesamt sind die Schüler zufrieden und ich bin es auch. Zwischendurch sind einzelne Internetverbindungen nicht optimal und manche Töne werden dadurch "verschluckt" oder erklingen verzögert. Das macht es mir als Kursleiter dann nicht leichter, da ich dann angestrengter und noch aufmerksamer hinhören muss. 

 

Es kommt unter Umständen dazu, dass ich meine Schüler bitten muss, bestimmte Passagen zu wiederholen aufgrund der teils nicht so guten Verbindung. 

Weiterhin sind von manchen Schülern die Instrumente nicht genau gestimmt, da kann ich dann auch nicht direkt eingreifen und stimmen. 

 

Vor Ort ist es so, dass wir auch zusammen als Gruppe Lieder einspielen und ich während dessen beobachten kann, wer, wie spielt. Das geht online über Videokonferenz nicht, weil es Verzögerungen bei der Übertragung gibt und dann Vornherein nicht synchron bei mir ankommt. Das macht es mir schwer, zu erkennen, wie der einzelne in der Gruppe spielt. 

 

Also läuft es so ab, dass jeder immer einzeln vorspielt.

Ich zeige und spiele vor, die Schüler üben erst stumm für sich, schalten dann ihr Mikrofon an und spielen der Gruppe vor. 

 

Und das klappt bisher ganz gut. 

 

Trotzdem freue ich mich auch wieder auf den Unterricht vor Ort. Die Schüler von Angesicht zu Angesicht zu sehen und den satten Raumklang wahrzunehmen. 

 

Es ist eine interessante Erfahrung, Unterricht mal anders zu machen. 

 

Wie ist es bei dir? Bietest du Musikunterricht oder andere Dienstleistungen an, die du momentan nicht vor Ort anbieten kannst? Bist du schon online unterwegs oder hast du mal daran gedacht, es zu versuchen?

 

Probier's doch mal aus.